Die Dokumentation der Veranstaltung vom 24.3.2015 finden Sie hier als pdf-Datei.

Zukunft Haus – Sanieren & sparen in Hohen Neuendorf
Auftaktveranstaltung für mehr Klimaschutz in Hohen Neuendorf am 23.03.2015


Zusammenfassung
Die Stadt Hohen Neuendorf verfolgt ehrgeizige
Klimaschutzziele, die sie in einer eigenen Klimaschutzstrategie
festgehalten hat. Einen Kernbereich
im Aktionsplan der Stadt stellen die privaten
Haushalte dar, zu denen die Bürgerinnen und
Bürger direkt angesprochen werden sollen, um
sich mit eigenen Maßnahmen am Klimaschutz
der Stadt zu beteiligen. Ein offensichtliches Feld,
in dem Treibhausgase eingespart werden können,
sind energetische Sanierungsmaßnahmen
an Ein- und Mehrfamilienhäusern. Mithilfe von
Förderprogrammen können Bürgerinnen und
Bürger zum Beispiel ihre Heizzentrale auf erneuerbare
Rohstoffe umrüsten, eine verbesserte
Wärmedämmung erreichen oder Technologien zu
erneuerbaren Energien wie Photovoltaik auf ihren
Dächern installieren. Für alle diese Aktivitäten
bedarf es Know-how, direkter Ansprechpersonen
und ggf. auch Kooperationsmodellen, um Kosten
zu teilen.
Die Stadt Hohen Neuendorf ist seit Anfang
des Jahres Partner im Projekt EnerLOG, ein vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) gefördertes Projekt, in dem Handlungsund
Lösungsoptionen für energiepolitische Konflikte
auf lokaler Ebene untersucht werden. Gemeinsam
mit dem Leibniz Institut für Regionalentwicklung
und Strukturforschung (IRS) und der
Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) sollen für die
Stadt Hohen Neuendorf u.a. neue effektive Wege
gefunden werden, die Energieeffizienz von Haushalten
zu erhöhen.
Als ersten Schritt fand am 23.03.2015 eine
Informationsveranstaltung zur energetischen Sanierung
von Ein- und Mehrfamilienhäusern für die
Bürgerinnen und Bürger von Hohen Neuendorf
statt. Im Folgenden werden der Ablauf der Veranstaltung
kurz skizziert und die wesentlichen Ergebnisse
dargestellt.


Bericht
Die Veranstaltung beginnt um 18.00 Uhr mit der
Begrüßung der ca. 50 Anwesenden durch den
Bürgermeister von Hohen Neuendorf Klaus-
Dieter Hartung. Herr Hartung betont die Wichtigkeit
des EnerLOG Projektes zur Umsetzung der
Klimaschutzstrategie und ermutigt die Bürgerinnen
und Bürger, dabei aktiv mitzuwirken.
Nach ihm sprechen die anderen EnerLOGPartner,
Dr. Timothy Moss, stellvertretender Direktor
des Leibniz Institut für Regionalentwicklung
und Strukturforschung und Dr. Steffen Kammradt
von der Zukunftsagentur Brandenburg.
Timothy Moss erwähnt die wichtigsten Ziele des
EnerLOG Projektes aus wissenschaftlicher Sicht
und hebt Hohen Neuendorf als geeigneten Praxispartner
heraus. Steffen Kammradt sieht unter
anderem ein großes Potenzial bei den Bürgerinnen
und Bürgern von Hohen Neuendorf, Klimaschutz
und Entwicklung in der Stadt voranzubringen
und ruft dazu auf, sich aktiv zu beteiligen.
Im Anschluss stellen Timo Kaphengst und Jana
Werg (beide e-fect) die Referierenden und die
Themen vor, zu denen sich die Teilnehmenden
informieren können.
Das Format der Veranstaltung sieht vor, dass sich
die Teilnehmenden in einem Rundgang an verschiedenen
Themeninseln gezielt informieren,
indem sie mit den Referierenden direkt in Kontakt
treten und ihre Fragen adressieren. Die Inseln
bestehen aus folgenden Themen und den jeweiligen
Referierenden:
Technische Möglichkeiten
• Sebastian Sandek, Bauingenieur und Energieberater
aus Hohen Neuendorf
• Peter Braukmüller, LB-Solar Hohen Neuendorf
• Dr. Andreas Schmeller, Energieberater der
Verbraucherzentrale Berlin-Brandenburg
Fördermöglichkeiten und Finanzierung
• Diana Hasler, Architektin und Sachverständige
für Energieeffizienz von Gebäuden
Praktische Beispiele aus Hohen Neuendorf
• Victor Markowski, Bewohner Hohen Neuendorfs
• Oliver Jirka, Bewohner Hohen Neuendorfs,
B’90/Grüne
Kooperationsmodelle auf Nachbarschaftsebene
• Christian Rohrbacher, RegioFUTUR
Klimaschutzwirkung von Energieeffizienz
• Informationsplakat


Im Anschluss beginnt der Rundgang, bei dem
zahlreiche Gespräche entstehen. An einem Tisch
mit Informations- und Anschauungsmaterialien zu
den Themen können sich die Teilnehmenden
über die persönliche Beratung hinaus informieren.
Zusätzlich können sie sich in eine Liste eintragen,
um weitere Informationen zu Projekten des Klimaschutzmanagers
zu erhalten.


Auf einer Karte von Hohen Neuendorf können die
Teilnehmenden eigens durchgeführte Energieeffizienz-
Maßnahmen oder ihr Interesse an Maßnahmen
anderer visualisieren.!
Im Anschluss an den Rundgang zu den Themeninseln
kommen alle Anwesenden zu einer
Abschlussdiskussion zusammen. Die Referierenden
berichten, welche Inhalte oder Fragen bei
den Teilnehmenden von besonderem Interesse
waren und die Bürgerinnen und Bürger ergänzen
einige der Punkte.


Kooperationsmodelle auf Nachbarschaftsebene
Referent: Christian Rohrbacher !
Herr Rohrbacher erkennt ein grundsätzliches Interesse
bei den Teilnehmenden, Kooperationen
einzugehen. So signalisierte bspw. die Kindervereinigung
von Hohen Neuendorf e.V. (Kita und Jugendbetreuung)
den Wunsch, das Thema Energie
stärker in die Kinder- und Jugendarbeit einzubringen.
Es wird der Bedarf thematisiert, Kooperationen
zwischen lokalen Handwerkern, Energieberatern
und Banken zu fördern. Dadurch kann die vielseitige
Expertise, die für energetische Haussanierungen
notwendig ist, gebündelt und Projekte erleichtert
und entsprechend angestoßen werden.
Der Vorteil solcher Kooperationen wird auch von
den übrigen Teilnehmenden gesehen, jedoch
ebenso die Gefahr, dass die Unabhängigkeit der
einzelnen Akteure innerhalb solcher Kooperationen
nicht gewahrt bleibt. Allerdings könnte das
Vertrauen in Kooperationen wiederum gesteigert
werden, wenn sie von der Stadt koordiniert würden.
Eine wichtige Voraussetzung wäre, sich auf
lokale Akteure zu beschränken, um beim Kunden
nicht das Gefühl entstehen zu lassen, dass man
im Umgang mit dem Handwerker „gleich mit einer
großen Bank“ zu tun hat.


Fördermöglichkeiten und Finanzierung
Referentin: Diana Hasler!
Diana Hasler stellt fest, dass den Teilnehmenden
die Möglichkeiten einer KfW Förderung für energetische
Sanierungen weitgehend bekannt waren.
Wichtig und neu für die Teilnehmenden war die
Information, dass Ergebnisse aus einer BAFABegutachtung
für Energieeffizienz direkt von der
KfW übernommen werden. Zudem können BAFA
Förderprogramme zur Energieeffizienz mit KfWProgrammen
zum „altersgerechten Sanieren“
kombiniert werden. In Zukunft wird das BAFA
Programm erweitert, wodurch Solarthermie,
Warmwasser, Heizung, Pellet und Wärmepumpen
noch besser gefördert werden.
Laut Frau Hasler sollte die Beratung zu Energieeffizienz
sehr genau auf die Wünsche der Hauseigentümer
eingehen und auch über die eigentliche
Energieeffizienz hinausgehen. Sie betont,
dass die energetische Sanierung vorwiegend als
technisches Problem angesehen wird. Es wäre
wünschenswert, die Erhöhung des Wohnkomforts
und die Verschönerung des Hauses, die mit einer
Sanierung einhergehen, stärker in den Mittelpunkt
der Beratung zu rücken.


Technische Möglichkeiten
Referent: Sebastian Sandek !
An der Themeninsel von Herrn Sandek standen
folgende Fragen im Zentrum der Beratung:
• Welche Möglichkeiten zur Dämmung habe ich
und welche Materialien lassen sich dafür nutzen?
• Wie kann ich bei Dämmung Schimmelbildung
vorbeugen?
• Was ist speziell beim Austausch von Fenstern
zu beachten?!


Referent: Dr. Andreas Schmeller!
Die Teilnehmenden waren vor allem daran interessiert,
welche Wege und Möglichkeiten sich
Ihnen beim Ersetzen ihrer veralteten Heizung
bieten. Die Verbraucherzentrale Brandenburg
(VZB) bietet hierzu einen kostenlosen Check an.


Referent: Peter Braukmüller
Ein wichtiges Fazit von Herrn Braukmüller ist,
dass für eine breitere Energiesanierung eine verbesserte
Aufklärung der Verbraucher benötigt
wird. Dabei sollten folgende Fragen im Mittelpunkt
stehen:
• Was kann ich im Rahmen meiner Möglichkeiten
tun?
• Sollte bestehende Technik genutzt oder diese
durch neue ersetzt werden?
• Was ist der monetäre Nutzen meiner Maßnahme
(Amortisationszeiten etc.)?
Für eine entsprechende Beratung werden unabhängige
Beratungsstellen vorausgesetzt. Frau
Diana Hasler nennt dabei die Stadt Göttingen als
ein gutes Beispiel: Die Stadt fördere unabhängige
Erstberatungen, wobei der Kontakt über Angestellte
der Stadt selbst liefe. Die VZB oder das
Internetportal energieeffizienz-experten.de sind
weitere Beispiele für unabhängige Energieberatungsleistungen,
die entweder selbst Beratungen
anbieten oder bei der Suche nach unabhängigen
Experten unterstützen.


Praktische Beispiele
Referent: Oliver Jirka !
Herr Jirka führt an, dass viele Architekten vom
Thema Energieeffizienz gar nichts wissen (wollen).
Er sieht einen großen Mangel an kompetenten
Fachleuten, vor allem in der Zukunft, wenn
gesetzliche Mindeststandards für die Sanierung
von Gebäuden eingeführt werden. Dann wird der
Bedarf an Beratung stark zunehmen, und schon
jetzt fehlen aus seiner Sicht für entsprechende
Vorhaben oft die Fachleute.
Aus den Gesprächen nimmt Herr Jirka für seine
eigene Beratung mit, die energetischen Einsparungen
durch eine bestimmte Bauweise etc. genauer
zu berechnen und darzustellen, denn diese
seien offensichtlich von großem Interesse.
Er unterstreicht noch einmal den Aspekt, dass ein
Passivhaus einen sehr hohen Wohnkomfort aufweist,
finanzielle Anreize also nicht immer im
Vordergrund stehen müssen.


Referent: Viktor Makowski!
Herr Makowski nahm unter den Teilnehmenden
ein eher geringes Interesse an Solarthermie
wahr.
Dagegen waren viele an der Kombination von
Elektromobilität und Photovoltaik interessiert und
informierten sich in diesem Zusammenhang auch
über die Optimierung des eigenen Stromverbrauchs,
um möglichst viel vom eigenen erzeugten
Strom selbst nutzen zu können.


Am Ende der Veranstaltung richtet der Klimaschutzmanager
von Hohen Neuendorf, Malte
Stöck, Schlussworte und Danksagungen sowie
einen Ausblick der folgenden Veranstaltungen
zum Thema an die Anwesenden.!